Start-up für Schadstoffe kürzt mit Insolvenzplan 3 Mio. € Schulden
Die Schuldnerin entwickelt Module, um Öl mit Ultraschall zu bearbeiten und Wasser beizumischen. Dadurch können die Verbrennungseigenschaften des Öls verbessert werden und es werden weniger Schadstoffe ausgestoßen. In die Krise geriet das Unternehmen, indem es von seinem Geschäftsmodell abwich, um öffentliche Fördermittel zu erhalten. Dadurch verzettelte sich das Unternehmen und wurde zahlungsunfähig. Mit der Insolvenz in Eigenverwaltung habe ich das Unternehmen vor der Zerschlagung bewahrt und mit dem Insolvenzplan um rund 3 Mio. € Verbindlichkeiten entschuldet.
Der Fall
ie Schuldnerin ist ein Unternehmen, das UADA-Module herstellt und wartet. Diese Systeme werden in petrochemischen Unternehmen eingesetzt, um Öl mit Ultraschall zu bearbeiten und Wasser beizumischen. Dadurch können die Verbrennungseigenschaften des Öls verbessert werden und es werden weniger Schadstoffe ausgestoßen. Die Viskosität des Öls wird ebenfalls positiv beeinflusst.
Die Module können in verschiedenen Branchen wie Raffinerien, Heizkraftwerken und Schiffsmotoren eingesetzt werden. Das Unternehmen wurde 2016 von zwei russischen Investoren und dem Geschäftsführer Herrn G gegründet. Der Hauptgesellschafter besitzt 65% der Gesellschaftsanteile und das wichtige Patent, das die Schuldnerin als Lizenznehmerin nutzt.
Krisenursachen
Um die Voraussetzungen für die Vergabe eines Darlehns von der Investitionsbank Brandenburg von 2 Mio. € zu erfüllen, musste die bisher ausschließlich auf die Entwicklung der UADA-Module spezialisierte Schuldnerin ein operatives Geschäft betreiben.
Um diese Voraussetzung zu erfüllen, installierte das Unternehmen ein nicht ausgereiftes Technologiemodul und begann mit dem Handel von Dieselkraftstoffen. Die Kapazitäten des Unternehmens wurden jedoch durch Reparaturen und Improvisationen gebunden, was die Entwicklung zur Marktreife vernachlässigte und den Wachstumsplan verzögerte und das gesamte Unternehmenskonzept durcheinander brachte.
Das operative Geschäft wurde Mitte 2020 wieder eingestellt und das Unternehmen konzentrierte sich wiederum auf die Entwicklung des Moduls. Aber des Misserfolges des operativen Geschäfts entstanden zu hohe Verbindlichkeiten, um das Unternehmen fortführen zu können. Die Geschäftsführung entschied sich zu einer Insolvenz in Eigenverwaltung.
Sanierung in der Eigenverwaltung
Das Sanierungskonzept hatte zum Ziel, das Unternehmen ohne Entlassungen oder Schrumpfung zu erhalten, da das Unternehmen bereits schlank aufgestellt ist und eine weitere Kostenoptimierung nicht möglich ist. Die Sanierungsmaßnahmen bestanden darin, das Unternehmen zu entschulden.
Während des Sanierungsverfahrens erhielt die Schuldnerin die Betriebserlaubnis für ihre Pilotanlage, um Schweröl und andere Ölsorten für die Verwendung in Kraftwerken aufzubereiten und Einnahmen aus der Technologie-Vermarktung zu generieren. Die Betriebserlaubnis macht die Schuldnerin attraktiver für Investoren.
Der Abstimmungstermin über den Insolvenzplan fand im März 23 statt und wurde von den Gläubigern einstimmig angenommen. Das Verfahren dauerte über zwei Jahre, weil die Investoren das unter Zwangsverwaltung stehende Betriebsgrundstück kaufen mussten, um es der Schuldnerin zu erhalten.
Aber die Schuldnerin hatte es auch nicht eilig, das Verfahren zu beenden. Als Start-up in der Entwicklungsphase wird die Schuldnerin von ihren Investoren finanziert und ist nicht auf Kunden-Aufträge angewiesen, sodass das laufende Insolvenzverfahren den Geschäftsbetrieb der Schuldnerin nicht sonderlich störte. Die Schuldnerin ist jedoch immer noch von Investorendarlehen abhängig und Gewinne werden vorerst nicht erwartet.
Ergebnis
Die Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung konnte mit dem Insolvenzplan beendet werden. Die Investoren boten den Gläubigern eine Sonderzahlung in Höhe von 330 T€. Damit wurde eine Quote von 8 % erreicht, was die Gläubiger zur einstimmigen Zustimmung bewegte.
Das Unternehmen kann die Entwicklung der innovativen Umwelttechnik insbesondere für Kraftwerke und Schiffe weiter vorantreiben. Sollte der Durchbruch gelingen – was wünschenswert ist – dürfte der Unternehmenswert mehrere hundert Millionen überschreiten.
- Schuldenverzicht 92%
- Quote des Restrukturierungsplans 8%
- Fortführungswahrscheinlichkeit für die nächsten 3 Jahre 90%
Rechtsanwalt Jörg Franzke Berlin
Anwalt für Insolvenzrecht, Spezialist für:
- Unternehmenssanierung
- Eigenverwaltung, Schutzschirm, Restrukturierung
- 1-jährige Planinsolvenz für Privatpersonen
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