Weil das gesamte Sanierungsteam an einem Strang zog, dauerte der gesamte Schutzschirm von der Eröffnung bis zur Abstimmung über den Insolvenzplan nicht einmal vier Monate.
Der Fall
Der Softwareprovider berät Organisationen, Konzerne und Behörden zu informationstechnologischen Problemen. Zur Lösung dieser speziellen Kundenprobleme entwickelt sie Software, vorzugsweise in der Programmiersprache Java. Bei der Schuldnerin sind aktuell 23 Mitarbeiter angestellt. Der Umsatz des Unternehmens setzt sich zusammen aus Stundenhonoraren für die entsendeten Mitarbeiter, Werklöhne für eigene IT-Projekte sowie Beratungshonorare. Ihre Aufträge erhält die Schuldnerin insbesondere von namhaften Kunden wie der GEMA, Vodafone, Daimler, Schwab Versand, ZF-Friedrichshafen. Beispielsweise haben die Programmierer des Schuldnerin den Car-Konfigurator von Mercedes-Benz auf einer Java-Plattform mitentwickelt. Dieser wird ständig gewartet und modernisiert. Ein Ausfall der Betriebsleistung der Schuldnerin hätte empfindliche Folgen für die operative Leistungsfähigkeit des Kunden. Die maximale Laufzeit der Aufträge beträgt drei Monate, längere Auftragsintervalle werden heutzutage in der Industrie nicht mehr vergeben.
Insolvenzursache
In selbstkritischer Nachschau sieht die Geschäftsführung die Krisenursache in einer falschen Fokussierung auf einen einzigen Geschäftsbereich. Zusammen mit einem im Produkt-Portfolio deckungsgleichen IT-Unternehmen des Allgeier-Konzerns bewarb sich die Schuldnerin bei dem Auftraggeber ZF-Friedrichshafen um einen Großauftrag in Höhe von 6.5 Mio. €. Weil der Zuschlag so gut als sicher galt und weil dies von der ZF-Friedrichshafen im Bieter-Verfahren als Nachweis der Leistungsfähigkeit so verlangt wurde, investierte die Schuldnerin erhebliche Beträge in ihre Infrastruktur. Beispielsweise mietete die Schuldnerin neue Geschäftsräume in Friedrichshafen an, erwarb Büromöbel und IT-Hardware und rekrutierte neue IT-Spezialisten.
Weil die gesamte Aufmerksamkeit der Geschäftsführung der Vorbereitung dieses Großauftrages galt, vernachlässigte sie zugleich alle anderen Geschäftsbereiche. Neue Aufträge in den anderen Bereichen holte die Geschäftsführung in dieser Zeit nicht ein. Die Absage des Großauftrages erfolgte Ende März diesen Jahres. Wegen vernachlässigter Auftrags-Akquise, erhöhter Infrastruktur-Kosten und der sonstigen Fehlinvestitionen steuerte die Schuldnerin auf eine Liquiditätskrise zu. Zwar wirtschaftete die Schuldnerin wieder rentabel und konnte nach Rückbesinnung an die Stammkundschaft ausreichend neue Aufträge akquirieren. Aber die Schuldnerin schaffte es nicht, die Liquiditätslücke innerhalb der gebotenen Frist des § 17 InsO zu bewältigen. Die Geschäftsbank der Schuldnerin sperrte das Geschäftskonto. Seitdem war Zahlungsunfähigkeit eingetreten.
Sanierungskonzept
In diesem Unternehmen stellen die Mitarbeiter das eigentlich Wertvolle dar. Die Wertschöpfung des Unternehmens besteht schließlich darin, weltweit Mitarbeiter mit Expertise in Java-Coding anzuwerben. Die angeworbenen Mitarbeiter arbeiten dann entweder von ihrem Home-Office aus oder die Geschäftsführung bemüht sich um eine Arbeitserlaubnis in Deutschland. Damit diese Mitarbeiter sich wohl wühlen und das Unternehmen nicht wieder verlassen bietet die Schuldnerin einen aufwändigen Relocation-Service und betreut die Mitarbeiter auch sozial.
Aus diesen Gründen war für den Sanierungserfolg entscheidend, ob es gelingt, die Mitarbeiter während des Schutzschirmverfahrens im Unternehmen zu halten und möglicherweise sogar neue Mitarbeiter zu rekrutieren. Also war auch in diesem Verfahren „die Vertrauensfrage“ kriegsentscheidend. Leider ist dies nicht bei allen Mitarbeitern gelungen aber eine erhöhte Fluktuation während eines Sanierungsverfahrens ist normal. Der wichtigste Mitarbeiterstamm konnte aber gehalten werden. Hierzu kommunizierte die Geschäftsführung den Verlauf des Verfahrens besonders transparent. Beispielsweise wurde einmal wöchentlich eine Telefonkonferenz abgehalten, zu der sich die Mitarbeiter zuschalten und auf den neuesten Stand bringen konnten. Fragen wurden beantwortet, Sonderwünsche erfüllt.
Das gesamte Sanierungsteam, der Sachwalter Rechtsanwalt und die Richterin am Amtsgericht Weilheim in Oberbayern zogen an einem Strang. So war die Schuldenkrise von der Eröffnung bis zur Abstimmung über den Insolvenzplan in rekordverdächtigen 3 Monaten und 29 Tagen bewältigt, nicht einmal 4 Monate.
Ergebnisse des Schutzschirms
- Rekordverdächtige Verfahrensdauer von 3 Monaten und 29 Tagen
- Gesellschafter-Struktur bleibt erhalten, ebenso die Genehmigung zur Arbeitnehmerüberlassung
- Verschuldung vor Antragstellung: 2.181.000 €
- Einigung mit Gläubigern im Insolvenzplan auf Quote 6,4 %
- Schuldenverzicht 94%
- Quote des Insolvenzplans 6%
- Fortführungswahrscheinlichkeit für die nächsten 3 Jahre 75%
Wir sind ganz unglücklich in einem Schutzschirmverfahren geraten Während das an sich schwieriges und kompliziertes Insolvenz-Verfahren, hat uns Herr Franzke mit seiner ruhigen Art und Professionalität geholfen, das Schiff sicher durch das Dickicht der juristischen Vielfalt zu manövrieren. Es war ein voller Erfolg, das Unternehmen konnte gerettet werden. An dieser Stelle noch mal einen herzlichen Dank.
Sehr pragmatisch! Kein typisches Anwaltsgetue. Sachlich ruhig und sehr erfahrener „Berater“ der einem in stürmischen Zeiten hilft, den Blick aufs Wesentliche nicht zu verlieren. 5 Sterne Empfehlung !