Ein Dentallabor benötigte nach 70jährigem Bestehen eine Rundum-Erneuerung. Dies ist mir mit Hilfe des Schutzschirmverfahren gelungen. Das Dentallabor ist mit dem Schutzschirm saniert und die Familientradition wird fortgeführt.

Der Fall

Die B+N GmbH ist ein seit rund 70 Jahren bestehendes Dentallabor in Familienbesitz. Das Unternehmen ist als zuverlässiger und qualitätsbewusster Hersteller von Zahnersatz aufgrund seines langjährigen Bestehens eine feste Größe bei Zahnarztpraxen in der Umgebung rund um den Betriebsstandort und wird von diesen regelmäßig beauftragt. Im Unternehmen sind 12 Mitarbeiter angestellt.

Die B+N GmbH wurde im Jahr 1949 von dem Großvater des heutigen Gesellschafter-Geschäftsführer gegründet. In den 60er bis 90er Jahren erwirtschaftete die B+N GmbH aufgrund eines günstigen Umfeldes regelmäßig auskömmliche Gewinne. Zu Bestzeiten waren im Unternehmen bis zu 35 Mitarbeiter angestellt Die Familie investierte die Unternehmensgewinne in ein Betriebsgrundstück ließ darauf ein speziell auf die Bedürfnisse eines Dentallabors ausgerichtetes Betriebsgebäude errichten, in welchem die B+N GmbH noch heute produziert. Das Betriebsgrundstück steht in Entsprechung einer Betriebsaufspaltung im Eigentum der Familien GbR. Die B+N bezahlt an die GbR eine monatliche Pacht. Die Belegschaft der B + N GmbH ist überwiegend „alt gedient“ und seit Jahrzehnten im Unternehmen angestellt. Die B+N GmbH ist finanziert mit rund 108.000 € Fremdkapital in Form eines Finanzierungskredits für eine Teleskop-Fräsmaschine sowie mit Eigenkapital der Familie in Höhe von ca. 440.000 €. Das Eigenkapital ist in Form von nachrangigen Darlehn investiert. Es gibt des weiteren einen Kontokorrent-Kredit bei der Sparkasse. Dieser ist besichert mit einer Bürgschaft zu Lasten des Vaters. Das betriebliche Anlagevermögen ist veraltet und vollständig abgeschrieben, ein nennenswertes Warenlager gibt es nicht. Die B+N GmbH produziert seit Jahren Verluste. Zum 31.12.16 wies das Unternehmen einen nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag von 542 T€ aus.

Insolvenzursache

Seit rund 15 Jahren trübt sich das wirtschaftliche Umfeld für Dental-Labore ein. Etatkürzungen für Kassenpatienten führen zu sinkenden Gewinn-Margen. Ausländische Konkurrenz aus Osteuropa und nunmehr auch aus China macht den eingesessenen Dental-Laboren das Leben schwer. Zahnärzte, die bisher Kunden waren, betreiben eigene Dental-Labors oder sind in Gesundheitszentren zusammengeschlossen. Verwöhnt durch die Jahrzehnte währende positive Ertragssituation muss der heutige Gesellschafter-Geschäftsführer sich eingesehen, dass er mit dem Turn-Around zu spät begann. Der Geschäftsführer versuchte dem Negativtrend zunächst mittels Sparrunden umzukehren. Seine Möglichkeiten hierzu waren jedoch aufgrund langfristiger Vertragspflichten begrenzt. Der erforderlichen Personalanpassung stand dem Kündigungsschutz entgegen. Der Geschäftsführer hat sich unternehmensstrategisch beraten lassen und spezialisiert sein Unternehmen auf Fertigungstechniken von Spezial-Implantaten, welche die ausländische Konkurrenz (noch) nicht leisten kann. Hierzu hat er in eine moderne Teleskop-Fräsmaschine investiert und baut einen Vertrieb und Marketing auf, um neue Kunden für die Technik zu gewinnen. Das Unternehmen hat sich am Markt nunmehr positioniert als Spezialist für besonders schwierig zu erstellende Implantate.

Sanierungskonzept

Dieser Insolvenzplan stellt die Gläubiger besser aus die Regelinsolvenz: Das Verfahren wurde insbesondere dazu genutzt, die langfristigen und unrentablen Vertragsverhältnisse zu kündigen oder neu auszuhandeln. Auch mussten Mitarbeiter entlassen werden. Das Verfahren bot die Gelegenheit, insbesondere die Problemfälle unter den Mitarbeitern zu klären. Allein diese Maßnahmen reichten aus, um das Unternehmen zurück in die Rentabilität zu führen. Mit der Sparkasse konnte ausgehandelt werden, dass diese die strategisch wichtige Implantat-Fräsmschine nicht beschlagnahmte und verwertete, sondern die “Finanzierung” fortführt. Somit kann das Unternehmen weiter produzieren.

Ergebnisse des Schutzschirms

  • Dauer des Verfahrens insgesamt 13 Monate
  • Die Unternehmerfamilie kann die 70jährige Unternehmens-Geschichte fortführen
  • Verschuldung vor Antragstellung: 373.000 €
  • Einigung mit Gläubigern im Insolvenzplan auf 7,80 % Quote
  • Schuldenverzicht 92% 92%
  • Quote des Insolvenzplans 8% 8%
  • Fortführungswahrscheinlichkeit für die nächsten 3 Jahre 98% 98%