Investoren erwerben Start-up mithilfe der Eigenverwaltung zu Bestpreis

Mit Kapitaleinsatz von 800 T€ erwerben Investoren mithilfe der Eigenverwaltung

Die Schuldnerin ist ein innovatives Start-up, welches biokompatible Technologie produziert, um schädliche Bakterien- und Virenbelastungen zu reduzieren. Durch die Coronapandemie wurde die Nachfrage nach den Produkten rasant gesteigert und eine Finanzierungsrunde war notwendig, um den Bedarf an Mitarbeitern zu befriedigen. Trotz der Erwartungen sanken die Umsätze 2021, da Kunden auf althergebrachte Desinfektionsmethoden setzen. Kurz darauf wurden mehrere Massendarlehen bereitgestellt, um die Eigenverwaltung zu finanzieren und ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung abzuschließen. Dieses beinhaltete einen Kapitalschnitt und verzicht der KfW und der Sparkasse R auf Darlehen. Das Unternehmen wurde von den Investoren für 800.000€ erworben und wird voraussichtlich einen Wert von 100 Mio.€ erreichen.

Der Fall

Die Schuldnerin ist ein innovatives Start-up, das hoch innovative Fotokatalysatoren für Biozide und nicht-Biozide Anwendungen auf Basis der Fotodynamik entwickelt, produziert und vermarktet. Diese patentierte, biokompatible Technologie reduziert schädliche Bakterien- und Virenbelastungen um bis zu 99,99%, wodurch ein effektiver Schutz vor Infektionen gewährleistet werden kann. Sie bietet Additive für industriell hergestellte Produkte an, die schädliche Stoffe ersetzen und sind lebensmittelecht und ESG-konform. Die Schuldnerin wurde im Jahr 2010 als Spin-off des Universitätsklinikums R gegründet und hat 21 Mitarbeiter.

Der Businessplan der Schuldnerin sah vor, über die nächsten fünf Jahre etwa 40 % des Umsatzes mit der Beschichtung von Oberflächen und etwa 60 % des Umsatzes mit Additiven zu erzielen. Die coronabedingten Einschränkungen führten jedoch zu einem Rückgang des Umsatzes im Bereich Additive im Jahr 2021.

Krisenursachen

Mit Beginn der Coronapandemie wurde der Businessplan der Schuldnerin komplett auf den Kopf gestellt. Ursächlich dafür war, dass  Kliniken aufgrund der Pandemie nicht mehr betreten werden durften und zeitgleich sich viele Firmen mit der antimikrobiellen Ausrüstung Ihrer Produkte auch außerhalb des Gesundheitswesens beschäftigten bzw. ihre Unternehmen mit der nachträglichen Beschichtung zum Schutz vor Infektionen ausrüsten wollten.

Die Schuldnerin war deshalb gezwungen, ihre Personalressourcen erheblich auszuweiten, um sowohl die gestiegene Anzahl von Anfragen bearbeiten zu können und sich gleichzeitig gegenüber Wettbewerbstechnologien behaupten zu können. Zu diesem Zweck wurde im Jahr 2020 eine weitere Finanzierungsrunde abgeschlossen (Serie C).

Im Jahr 2021 gingen die Umsätze unerwartet zurück. Die Investoren hatten das Gegenteil erwartet, nämlich dass die Nachfrage nach den Produkten der Schuldnerin aufgrund der Pandemie geradezu explodieren werde. Ursächlich für den Rückgang ist, dass sich die Kunden während der Pandemie wieder auf althergebrachte Desinfektions-Methoden besannen, anstelle die innovativen Produkte der Schuldnerin anzuwenden.

 Zur weiteren Finanzierung stellten Gesellschafter und neue Investoren ein Wandeldarlehn zur Verfügung, welches anlässlich einer weiteren Finanzierungsrunde gewandelt werden sollte. Parallel wurde ein M&A Prozess gestartet, um entweder weitere Investoren zu gewinnen, der als Lead-Investor die Finanzierung bis zum Breakeven begleiteten sollte oder auch die Schuldnerin zu verkaufen. Dazu kam es jedoch nicht. Weil der Breakeven aufgrund erhöhter Kosten und verzögerter Nachfrage länger dauert als erwartet, haben die bisherigen Investoren die Geduld verloren und sich von der Schuldnerin abgewendet.

Sanierung in der Eigenverwaltung

Die Schuldnerin reduzierte ihre betrieblichen Aufwände und Personalkosten auf ein absolutes Minimalmaß, um sich auf die Entwicklung ihrer Additiv-Projekte zu konzentrieren, die Umsätze generieren sollten. Hutchison Withecat kooperiert mit der Schuldnerin als Händler für die Kunden in China, Hongkong und Taiwan. 

Als typisches Startup wird die Schuldnerin bis auf weiteres nicht dazu in der Lage sein, sich selbst mit ihren Umsätzen zu finanzieren. Aus dem alten Investorenkreis fanden sich jedoch zwei Investoren, die weiterhin an die Geschäftsidee glauben. Die beiden Investoren gaben der Schuldnerin während des Sanierungsverfahrens mehrere Massedarlehn, um die Eigenverwaltung zu finanzieren. 

Ergebnis

Das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung wurde mit einem Insolvenzplan abgeschlossen. Die Quote von 3 % für die Gläubiger wurde ebenfalls von den Investoren finanziert. Der Insolvenzplan sah außerdem einen Kapitalschnitt vor, der den alten Investoren die Gesellschaftsanteile entzog. Zu den neuen Gesellschaftern wurden die beiden Investoren bestimmt sowie das Forschungsteam der Schuldnerin Sogar die Sparkasse R und die KfW konnten von dem Insolvenzplan überzeugt werden. Beide stimmten dem Insolvenzplan zu und verzichteten auf Darlehns in Höhe von 2,5 Mio €. 

Der Insolvenzplan wurde einstimmig angenommen, wodurch die beiden Investoren in der Lage waren, ein Unternehmen mithilfe der Insolvenz in Eigenverwaltung und einem Kapitaleinsatz von 800.000€ zu erwerben. Der erwartete Wert des Unternehmens in mehreren Jahren beträgt 100 Mio. €.

  • Schuldenverzicht 97% 97%
  • Quote des Restrukturierungsplans 3% 3%
  • Fortführungswahrscheinlichkeit für die nächsten 3 Jahre 80% 80%
Erfolgreiche Schuldenbefreiung: IT-Firma nutzt Restrukturierung

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Die Schuldnerin ist ein IT-Dienstleister und verlor über Nacht 95 % ihrer Aufträge. Die Verlustzone überbrückte die Schuldnerin mit Fremdkapital von 1 Mio. €. Weil die Kredittilgung zur Zahlungsunfähigkeit geführt hätte, wurden die Kredite per Restrukturierungsverfahren um 91 % gekürzt. Die Schuldnerin zahlte nur noch eine Quote von 9 %

Gläubiger verzichten im Restrukturierungsverfahren auf 2 Mio € Schulden.

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Die IFS Food-zertifizierte Food-Manufaktur hat eine erfolgreiche Restrukturierung durchgeführt, bei der 2.000 T€ an Unternehmensschulden durch Kredite der ILB Investitionsbank des Landes Brandenburg und Forderungen aus Gläubigerkreisen eliminiert wurden. Die Gläubiger wurden mit einem Anteil am Planwert von 12,02 % entschädigt.

Restrukturierung befreit Spedition von KfW-Coronakredit

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Weil sich die wirtschaftliche Erholung verzögerte, wäre die Spedition ausweislich ihrer Finanzplanung nicht dazu in der Lage gewesen, den KfW Kredit zu tilgen. Die Spedition war insolvenzgefährdet. Zur Überwindung der drohenden Zahlungsunfähigkeit absolvierte die Spedition ein Restrukturierungsverfahren. Es gelang us, den KfW-Kredit samt weiteren Verbindlichkeiten um 92 % zu kürzen.